Letztes Semester stand nach den Klausuren eine Hausarbeit an. Der Plan war es, sich erst gänzlich auf die Klausuren einzulassen und im Nachhinein wenig, aber genug Zeit für die Hausarbeit zu haben.

Als es so weit war, habe ich die Hausarbeit schwach angefangen und stark nachgelassen. Die Zeit und alle Ressourcen waren da. Es fehlte an nichts und trotzdem hörte ich auf, weiter an der wichtigen Hausarbeit zu arbeiten. Das ist auch eine gute Definition für das Wort Prokrastination, welches im wissenschaftlichen Kontext das Aufschieben beschreiben soll.

Prokrastination ist nicht Neues in meinem Leben. Vielleicht ist es sogar etwas Altes, was ich schon wesentlich besser kontrollieren kann. In diesem Text mag ich von der Hausarbeits-Geschichte und von einem Trick erzählen.

Die letzten Tage vor der Abgabe hatte ich schon ein wenig geschrieben und auch einige Blöcke zumindest vorbereitet. Doch die meiste Zeit habe ich eben nichts geschrieben und nichts vorbereitet. Somit hatte ich sehr viele Aufgaben und sehr wenig Zeit übrig. So wenig Zeit, dass ich zu dem Schluss gekommen bin: „Ich kann es nicht mehr schaffen.“

Zum Aufschieben gehört bei mir das Wegschieben von Sorgen und Ängsten dazu. Es ist eine Zeit, in der ich nichts mache, aber auch nichts Negatives fühle. Irgendwann rückt die Abgabe so nah, dass man gezwungen ist, der Realität tief in die Augen zu schauen. Das hat mir Angst gemacht. Ich wollte aufgeben und ich habe es auch getan.

Das war ein Moment, in dem ich zum zweiten Mal in meinem Leben gegen die Prokrastination komplett verloren habe. Aber ich will doch gar nicht verlieren! Ich will nicht, dass es sich wiederholt. An dem Tag war meine beste Antwort auf das Problem: „Ich gebe die Hausarbeit nicht ab, weil ich es nicht mehr schaffen kann. Aber ich werde trotzdem an der Hausarbeit weiter schreiben.“ Wenn ich zurückblicke, dann gab es in Wirklichkeit eine Sache, die mir fehlte. Das fehlende Stück war die richtige Herangehensweise und das richtige Tempo für Hausarbeiten.

In den wenigen Tagen vor der Abgabe habe ich mir eine neue Herangehensweise beigebracht und einfach bis zum Ende weiter geschrieben. Ein Tag vor der Abgabe habe ich viel geschafft. Ich war nicht fertig, aber ich war sehr zufrieden mit mir. Ich hatte echt viel Glück mit meinem Timing, denn es gab auf einmal die Hoffnung, dass ich es doch noch schaffen kann. Am letzten Tag habe ich nach Abzug der Pausen neun Stunden intensiv an der Hausarbeit geschrieben und die Arbeit abgegeben.

Zwei Dinge, die ich hier weitergeben mag:

1) Durch das Aufgeben konnte ich in der schwierigsten Stunde meine emotionale Blockade umgehen. Es war ein Trick, mit dem es unmöglich war, zu scheitern. Ohne die Abgabe gibt es keine Angst vor dem Scheitern.

2) Zwei Tage vor der Abgabe war ich mir sicher, dass ich es nicht schaffen kann. Dennoch war ich so stolz auf mich. Ich war zufrieden mit mir und meiner Leistung. Das Ziel war nicht die Abgabe, sondern in Zukunft bei wichtigen Aufgaben dranzubleiben.

Vielen Dank fürs Lesen